Falkenberg: Johannes Seiger hat sein Hobby vorübergehend zum „Beruf“ gemacht. Der über das Kommunal-Kombi-Programm für drei Jahre beim Eisenbahnmuseum Angestellte baute in dieser Zeit ein Miniaturmodell des früheren Bahnhofsgebäudes nach, das in den letzten Kriegstagen 1945 vollkommen zerstört wurde.
Unzählige Stunden hat Johannes Seiger an dieser Miniaturansicht gearbeitet. Foto: Sylvia Kunze
Man könnte denken, dass der Miniaturbau an sich die größte Herausforderung war. Doch Johannes Seiger schüttelt vehement den Kopf. Schließlich sei er schon seit Jahren Modellbahnfan. „Zu Hause habe ich eine richtig große Anlage. Mit dem Hobby beschäftige ich mich schon seit Jahren“, erklärt er. Nein, die Fummelarbeit sei es nicht gewesen, die ihn besonders gefordert habe, sondern die mit dem Bau einhergehende Recherche. „Mir blieben für den Nachbau nicht viele Anhaltspunkte. Es gab von dem Gebäude lediglich einen Grundriss und einige wenige Bilder. Leute, die sich an das Haus erinnern können, gibt es nur noch sehr wenige. Und bei Details wird es dann ganz schwierig“, beschreibt Seiger die Ausgangslage. Sein Interesse an der Arbeit war jedoch so groß, dass er sich davon nicht verunsichern ließ. „Eisenbahn und Modellbau – das sind wichtige Teile meines Lebens. Um so schöner, dass ich sie für drei Jahre zum Beruf machen konnte“, blickt der Falkenberger zurück. Auch wenn seine auf drei Jahre befristete Stelle im März endete, will er aber als fleißiges Vereinsmitglied weiter hilfreich zur Seite stehen.
Zum Beispiel, wenn es darum geht, den Blick von Interessenten auf die Details seines Nachbaus im Maßstab 1:87 mit der Nenngröße H0 zu lenken. Er zeigt den Bahnhof und seinen Vorplatz, wie er sich im Jahr 1938 dargestellt hat. Nach den Bombenangriffen am 18. und 19. April 1945 war davon nicht mehr viel zu sehen. Ein Wiederaufbau in dieser Form fand nie statt. Den hat nun Johannes Seiger vollzogen.
„Wir freuen uns sehr, dass eine so gelungene Arbeit die Ausstellung in unserem Eisenbahnmuseum bereichern wird. Sie soll dort einen Dauerplatz finden“, sagt Vereinsvorsitzender Heinz Welisch, der das Wachsen des Modells mit großem Interesse verfolgt hat. Kleinere Details könne man noch ergänzen, merkt er an. Vielleicht wird Johannes Seiger nachlegen. Vielleicht wird das Projekt auch im Rahmen der Bürgerarbeit fortgeführt. „Kommunal-Kombi war für uns eine so gute Erfahrung, dass wir sofort einen Antrag gestellt haben, als klar war, dass das Nachfolgeprogramm die Bürgerarbeit wird. Die Helfer leisten im Museum wertvolle Arbeit“, ist Welisch überzeugt. Schließlich habe Johannes Seiger nur in den Wintermonaten an dem Modell gebaut. Den Rest des Jahres wurde seine Hilfe anderweitig gebraucht. „Langweilig wurde mir nie. Es hat großen Spaß gemacht“, beteuert der Mann, dessen Herz weiter für die Eisenbahn schlägt.
Zum Thema:
Das Miniaturmodell des einstigen Falkenberger Bahnhofsgebäudes ist ab Montag im Falkenberger Haus des Gastes ausgestellt. Ergänzende Informationen und Erinnerungen an den Bombenangriff in den Kriegstagen 1945 und den folgenden Wiederaufbau des Bahnhofs liefern Schautafeln, die in Regie des Stadtarchivs entstanden.