ZitatBundesamt schließt Finsterwalder Bahnakademie Finsterwalde: An der Railwayacademy (engl. für Bahnakademie) in Finsterwalde sollen Lokführer für den Grenzverkehr zwischen Deutschland und Polen ausgebildet werden. Doch geht es nach dem Eisenbahnbundesamt (EBA), müssen diese Pläne nun auf Eis gelegt werden.
Bald dicht? Foto: dse
Das Amt bemängelt die fachliche Tauglichkeit der Einrichtung. Bereits im Juni vergangenes Jahr verfügte das EBA eine vollständige Betriebsuntersagung gegen den privaten Anbieter. Grund damals wie heute: Mängel bei der Ausbildung. Die Akademie ging gegen die Entscheidung in Berufung. Daraufhin kippte das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen die Betriebsuntersagung. Nun besichtigte das Amt die Schulungsräume der Akademie erneut.
Das Urteil: »Das Eisenbahn-Bundesamt hat mit Bescheid vom 10. Januar die Anerkennung der Railwayacademy als Schulungseinrichtung aus fachlichen Gründen widerrufen«, sagt Sprecherin Heike Schmidt der RUNDSCHAU. Eine Bitte um Aufschub seitens der Akademie, um etwaige Mängel zu beseitigen, wurde abgelehnt.
Gerichtsverfahren läuft
Wie genau diese Mängel aussehen, die Grund für den Entzug der Anerkennung als Schulungseinrichtung sind, ist nicht klar. Weder EBA noch Bahnakademie wollen dazu eine Auskunft geben. Begründung: Ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht in Köln läuft.
Hintergrund: Die Ausbildung zum Lokführer bei der Finsterwalder Railwayacademy dauert zehn Monate und richtet sich unter anderem an Arbeitslose. Die Maßnahme wird über Ausbildungsgutscheine von der Arbeitsagentur gefördert.
Kostenpunkt pro Teilnehmer: 26 600 Euro. Zum Vergleich: Die Lokführerausbildung bei einer Eisenbahnfachschule des Verbandes Deutscher Eisenbahnfachschulen kostet ungefähr 10 000 Euro.
Doch genau damit dürfte nun Schluss sein. Wie die RUNDSCHAU bei der Bundesagentur für Arbeit auf Nachfrage erfahren hat, ist der Fall Bahnakademie Finsterwalde nicht unbekannt. »Bildungsgutscheine können bei der Railwayacademy nicht mehr eingelöst werden. Es handelt sich nicht mehr um eine zugelassene Maßnahme«, sagt Sprecherin Ilona Mirtschin. Inzwischen habe die Bundesagentur auch den Zertifizierer der Akademie, die Certqua, benachrichtigt, die Trägerzulassung aufzuheben.
Vier Personen betroffen
»Wir sind Spezialisten im Eisenbahnsektor Europas, mit dem Ziel die besten und umfangreichsten Ausbildungen für angehende und weiterbildende Eisenbahnmitarbeiter anzubieten«, heißt es auf der Internetseite der Akademie. Derzeit seien vier Personen in der Ausbildung. »Die sollen vor allem als Lokführer für den grenznahen Bereich geschult werden«, sagt ein Mitarbeiter der Akademie. Zur Ausbildung gehören unter anderem Sprachkurse in polnischer Sprache, Trainingsfahrten in Übungszügen und Fortbildungsseminare.
In Finsterwalde ist so ein Angebot nicht neu. Bereits im Jahr 2007 gab es einen Anlauf für eine Lokfahrschule. Damals wollten die Firmen Aus- und Weiterbildung im Verkehrsgewerbe Leipzig GmbH (AWV) und Torsten Ratke Officeconsult aus Finsterwalde ein ähnliches Angebot auf die Beine stellen. Die AWV Leipzig ging damals mit ihrer Triebfahrzeugführerausbildung, die bis dato nur in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern angeboten wurde, erstmals nach Brandenburg.
25 Leute drückten in der Lokfahrschule die Schulbank. Warum AWV sich wenige Monate später aus Finsterwalde zurückzog, ist bis heute unklar. Beteiligte sprachen damals von persönlichen Differenzen. Von Alexander Dinger