Cottbus Ein zentraler Bahnhof ohne Zugverkehr – für diesen Ausnahmezustand sorgt am Wochenende die Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks in Cottbus. Rund 415 Züge, die sonst von Freitagnachmittag bis Sonntag in Cottbus ein- und ausfahren, ersetzt die Deutsche Bahn mit 50 Bussen....
Der Cottbuser Bahnhofsvorplatz wird am Freitag ein ungewohntes Bild abgeben. Statt Autos fahren am Freitag Busse auf den Bahnhofsvorplatz, in die Bahnkunden ein- und aussteigen. Bis zu acht »Reisendenlenker« der Deutschen Bahn halten an den Parkflächen Schilder in die Höhe, um die Orientierung zu erleichtern. Auf jedem ist ein bunter Kreis abgebildet, der Name einer der Ersatzverkehrslinien samt dazu gehörigem Ankunftsbahnhof. Bis Montag früh um 3.15 Uhr wird der Auto-Parkplatz in dieser Weise als Busbahnhof genutzt.
Rund 50 Busse müssen Deutsche Bahn und Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) am Wochenende in Cottbus auf acht Ersatzverkehrslinien in die Spur schicken, um den zeitweisen Ausfall von neun Bahnlinien zu kompensieren, die sich am Knotenpunkt Cottbus treffen. Denn die letzten Gleiskilometer in Richtung Cottbus gehören am Wochenende nicht den Zügen, sondern Bautrupps der Deutschen Bahn AG.
Sie schwärmen Freitag vom Bahnhof Cottbus in alle sechs Fahrtrichtungen aus, um die rund 800 Bauteile des neuen, 50 Millionen Euro teuren Stellwerks, vor allem Weichen und Signalanlagen, anzuschließen und auf Funktionstüchtigkeit zu überprüfen, erklärt Michael Wesseli von DB Netze. Ab Montag früh dann sollen die Cottbuser Züge von einer Zentrale in Berlin elektronisch gesteuert, die 13 Cottbuser Stellwerke außer Betrieb gesetzt werden.
Busse fahren im Konvoi
Doch nicht nur für die Bautrupps wird das Wochenende beschwerlich. Rund 13 000 betroffene Fahrgäste müssen an fünf Bahnhöfen rund um Cottbus umsteigen - vom Bus in die Bahn, wenn sie aus Cottbus kommen und in Richtung Cottbus von der Bahn in den Bus. Einzige Ausnahme ist der Bahnhof Lübbenau. Dort geht es in beide Fahrtrichtungen vom Bus in den Bus, da die Bahn AG aufgrund eines Streckenausbaus zwischen Lübbenau und Königs Wusterhausen schon einen Schienenersatzverkehr eingerichtet hat.
Die Busse fahren in Cottbus einige Minuten früher los als die Züge, weil sie für die Strecken etwas länger brauchen. Doch »keiner verpasst seinen Anschluss«, versichert Bahnhofsmanagerin Ute Stuhr. Auch ein Verkehrschaos auf den Cottbuser Straßen sei nicht zu befürchten. »Die Busse verlassen den Bahnhofsvorplatz immer im Konvoi«, erklärt die Fachfrau. Die Polizei begleite das Verkehrsgeschehen. Bei Bedarf könnten die Takte der Ampelschaltung umgestellt werden, damit sich die Busse nicht stauen. Passieren könnte das am Freitag- und Sonntagnachmittag. Dann rechnet Ute Stuhr wegen der Ankunft und Abfahrt der Berufspendler mit dem dichtesten Verkehr. Bis zu acht Busse könnten dann einen Zug ersetzen.
Die Deutsche Bahn hat den Schienenersatzverkehr in und um Cottbus generalstabmäßig vorbereitet. Die Zahl der eingesetzten Busse bemesse sich an den Durchschnittswerten der Zugauslastung jeder der betroffenen Linien an den drei Wochentagen, erklärt Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost. »Wir haben Reserven eingeplant.« Bewusst sei ein Wochenende ausgewählt worden, an dem keine Großereignisse stattfinden und Energie Cottbus kein Heimspiel hat.
Entscheidend bei der Auswahl der fünf Umsteige-Bahnhöfe war ihre Erreichbarkeit mit Bussen, so Erika Poschke-Frost. »Sie müssen gut ein- und ausfahren können, ohne dass etwas umgebaut werden muss.« In Cottbus allerdings, wo zur vollen Stunde bis zu 40 Busse gleichzeitig starten, mussten in den Kurven Überfahrungen und Rampen aus Asphalt gelegt werden.
Frühzeitig informiert
Die Bahnsprecherin hofft, dass sich die Kundenbeschwerden in Grenzen halten werden. Seit acht Wochen informiere die Deutsche Bahn regelmäßig über den Ersatzverkehr in Cottbus. Seit dem 1. November wurde im Bahnhof darauf hingewiesen, seit 14 Tagen auch im Internet. »Wir rechnen dennoch noch mit vielen Anrufen unserer Kunden, die sich informieren wollen«, so Erika Poschke-Frost. Die Erfahrung lehre, dass dank der Hinweise und Vorschläge künftige Ersatzverkehre noch besser bewältigt werden könnten.
Alle Fahrplanänderungen und Ersatzverkehre sind in der Reiseauskunft enthalten. Informationen erhalten Reisende unter http://www.bahn.de, http://www.bahn.de/bauarbeiten, an den Aushängen auf den Bahnhöfen und beim Kundendialog DB Regio Nordost unter 0331 235 6881 oder -6882.
ZitatBahnhofs-Sperrung in Cottbus ohne Probleme Cottbus Die Sperrung des Cottbuser Hauptbahnhofs ist am Wochenende nach Angaben der Bahn reibungslos verlaufen. „Die Kunden haben sich gut auf die Situation eingestellt“, sagte eine Sprecherin am Sonntag. Der Zugverkehr war am Freitagnachmittag in Cottbus eingestellt worden.
Grund war der Wechsel der Leit- und Sicherungstechnik für das neue elektronische Stellwerk. Das gesamte Wochenende konnten deshalb keine Züge ein- und ausfahren. Laut Plan soll der Verkehr in der Nacht zum Montag gegen 3.15 Uhr wieder aufgenommen werden. „Läuft weiterhin alles wie geplant, kann der Berufsverkehr ganz normal anlaufen“, sagte die Sprecherin.
Das neue Cottbuser Stellwerk für 50 Millionen Euro ersetzt 13 alte Anlagen. Die älteste von ihnen stammt aus dem Jahr 1904. Künftig wird das Cottbuser Stellwerk von Berlin-Pankow aus gesteuert.
Von den Arbeiten betroffen waren nach Angaben der Bahn fünf Nahverkehrs- und zwei Fernbahnlinien. Die Reisenden wurden mit 50 Bussen vom großen Parkplatz vor dem Bahnhof zu ihren Zielen in der Region gebracht. Von dort ging es wieder mit dem Zug weiter. Ausnahme war Lübbenau im Spreewald, wo es wegen Bauarbeiten noch bis zum nächsten Jahr Schienenersatzverkehr nach Königs Wusterhausen am Stadtrand von Berlin gibt.
Nach Angaben der Bahn nutzten am Sonntag viele Reisende die Busse. Ab Mittag herrschte zunehmend Betriebsamkeit am Bahnhof. Am Samstag sei es dagegen sehr ruhig gewesen. Damit die Busse ohne Verzögerung starten konnten, regelte die Polizei ihre Zufahrt vom Parkplatz auf die Straße.