Großinvestition der Bahn am Knoten Falkenberg Elektronisches Stellwerk ist Herzstück / 100 Millionen Euro für die ersten Teilabschnitte / Auch neue Brücke geplant
FALKENBERG Die Deutsche Bahn will von 2017 bis 2024 in sechs Teilabschnitten den Knotenbahnhof Falkenberg ausbauen und ein elektronisches Stellwerk bauen. Gleichzeitig soll die Autobrücke über die Bahnanlagen auf der L 60 erneuert werden. Zu den Vorhaben fand nun eine Bürgerinformation in Falkenberg statt.
Neue Gleise, neue Bahnsteige, Oberleitungen und Weichen, neue Stellwerkstechnik sowie Gebäude und Bahnübergänge: Mit dem Ausbau des Bahnknotenpunktes Falkenberg will die Bahn eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur schaffen, die die Bedeutung des Knotens für den Fern-, Regional- und Güterverkehr stärkt. Uwe Sieber, Leiter des Projektes bei der DB ProjektBau GmbH Dresden, hat die Vorhaben der Bahn erläutert.
Projektübersicht Das Projekt umfasst 230 Kilometer Bahngleise, 100 Bahnübergänge, 23 Betriebsstellen, fast 100 Stelleinheiten wie Weichen, Lichtsignale oder Achszähler, 70 Kilometer neue Oberleitungen und 250 Kilometer verlegte Kabel, zählt Uwe Sieber auf. Kern ist ein neues elektronisches Stellwerk in Falkenberg. "Damit ist über Kabel eine Überwachung in unbegrenzter Entfernung möglich", so Sieber.
Der Ausbau des Knotens Falkenberg erfolgt in sechs Abschnitten. Die Vorplanung ist bestätigt. Jetzt im Juni soll die Entwurfsplanung beginnen, und im Dezember werden die Unterlagen für das Baurechtsverfahren beim Eisenbahnbundesamt eingereicht. Sieber spricht von einem ambitionierten Zeitplan.
KNOTENBAHNHOF FALKENBERG Alle rot gekennzeichneten Strecken sind in das Projekt einbezogen. Foto: Janetzko/Lr Der erste Planungsabschnitt verläuft von Falkenberg in Richtung Doberlug-Kirchhain bis kurz hinter Tröbitz. In Beutersitz sollen die Gleise ausgetauscht, die Oberleitungen erneuert, der Mittelbahnsteig entfernt und zwei neue Außenbahnsteige errichtet werden. In Tröbitz werden die Überleitstelle und die Gleise sowie die Oberleitungen erneuert. Ein besonders wichtiger Punkt in diesem Abschnitt, so Sieber, ist der Anschluss des Autologistikers BLG RailTec. Dafür werden zwei 750 Meter lange Gleise und ein Anschluss neu gebaut. Als Baubeginn für diesen Abschnitt gibt die Bahn Sommer 2017 an. Im Herbst 2018 soll er in Betrieb gehen.
Der zweite Abschnitt beinhaltet ein neues Gebäude für das elektronische Stellwerk und die Erneuerung des unteren Bahnhofes. "Der untere Bahnhof ist ein wichtiger Teil der Güterzugstrecken Horka-Dessau/Roßlau sowie Jüterbog-Zeithain", so Uwe Sieber. Hier werden die Bahnsteige und Gleisanlagen erneuert sowie neue Oberleitungen gebaut. Am Bahnhof Wahrenbrück werden die Gleise ersetzt, zwei neue Weichen errichtet und die Oberleitungen angepasst. Dieser Teilbereich soll bis 2021 fertiggestellt sein. Für den ersten und zweiten Abschnitt gibt die Bahn ein Investitionsvolumen von etwa 100 Millionen Euro an.
So geht es weiter: Der dritte Planungsabschnitt umfasst die Strecke von Falkenberg bis Eilenburg (Fertigstellung 2019). Im vierten Abschnitt wird bis 2022 die Strecke von Falkenberg bis Labetz bei Wittenberg ausgebaut. Der fünfte Planungsabschnitt reicht von Falkenberg bis Röderau und der sechste Abschnitt von Falkenberg in Richtung Jüterbog bis hinter Zellendorf. Beide sollen 2024 fertig sein.
Bahnübergänge: Die meisten Bahnübergänge wurden im Zuge des Blinklichtprogramms bereits erneuert und werden nur noch an die neue Technik angeschlossen. Fünf Bahnübergänge müssen umgebaut werden. Der Übergang in Schönborn wird etwas verschoben, so Uwe Sieber.
Schallschutz: Ein Gutachter untersucht derzeit die Lärmauswirkungen. Die Bahn geht davon aus, dass keine großen Schallschutzmaßnahmen im Bereich Falkenberg erforderlich sind. Es sind aber noch weiterführende Untersuchungen notwendig.
Arbeitsplätze: Durch das elektronische Stellwerk fallen etwa 150 bis 200 Arbeitsplätze bei der Bahn weg. "Wir wollen versuchen, das abzufangen. Einige Mitarbeiter stehen kurz vor der Rente. Anderen werden wir etwas anderes anbieten. Aber gerade im ersten Jahr werden die Fahrdienstleiter noch vor Ort sein", so Uwe Sieber.
Straßenbrücke Im März wurde entschieden, dass im Zuge der Bauarbeiten der Bahn auch die Straßenbrücke über die Bahnanlagen im Falkenberger Stadtgebiet erneuert wird. Dazu gab Hendrik Kämke, Sachbearbeiter für konstruktiven Ingenieurbau im Landesbetrieb Straßenwesen, Auskunft. Grund für die Entscheidung zu einer neuen Brücke seien vor allem sicherheitstechnische Aspekte, sagt er. So sei der Abstand zwischen Pfeilern und Gleisen heute nicht mehr zulässig. Die neue Brücke soll 2019 und 2020 an der Nordseite der alten Brücke gebaut werden. Sie ist 40 bis 45 Meter lang und etwas höher als die alte Brücke. An der Linienführung zum fünfarmigen Straßenknoten wird sich etwas verändern. Ein Kreisel käme an dieser Stelle aufgrund der Höhenunterschiede aber wahrscheinlich nicht infrage, so Hendrik Kämke. Südseitig soll die Brücke einen kombinierten Geh- und Radweg, nordseitig nur einen Gehweg erhalten.
Die Bürger hatten viele Fragen und Hinweise zu der neuen Brücke. Kämke verwies darauf, dass das Bauwerk erst in der Vorplanung sei. Hinweise der Bürger gab es auch zum Übergang vom Bahnhof ins Falkenberger Wohngebiet Rothsteinslache. Auch darüber wird weiter zu reden sein.