Auf der Schiene von der Landesausstellung zum Besucherbergwerk
Doberlug-Kirchhain Touristische Vernetzungen während der Landesausstellung werden mit einer direkten Bahnverbindung von Doberlug-Kirchhain über Finsterwalde nach Lichterfeld greifbar. "Allerdings aus Kostengründen nur an den Wochenenden.
Die angedachte tägliche Verbindung wäre zu teuer geworden", erklärte Bürgermeister Bodo Broszinski (FDP) am Dienstagabend vor dem Haupt- und Finanzausschuss der Kloster- und Gerberstadt.
Die Finanzierung der Trassenkosten vom 1. Juni bis 31. Oktober wollen sich die Städte Doberlug-Kirchhain und Finsterwalde sowie das Amt Kleine Elster im Kommunalverbund Sängerstadtregion teilen. Auf jeden Haushalt kämen 2000 Euro zu.
Die Befahrbarkeit der Strecke sichert das Eisenbahninfrastrukturunternehmen Torsten Ratke Officeconsult ab. Gefahren wird mit Triebwagen des Lausitzer Dampflokclubs. Das geplante Fahrzeug bietet Platz für 40 Personen. Bei Bedarf kann die Zahl verdoppelt werden.
Die Abfahrtszeiten der damit auf einer Teilstrecke wiederbelebten Zschipkau-Finsterwalder Eisenbahn stehen schon fest: sonntags 11 Uhr ab Finsterwalde nach Doberlug-Kirchhain; 11.20 Uhr ab Doberlug-Kirchhain nach Lichterfeld; 15.30 Uhr ab Lichterfeld nach Doberlug-Kirchhain und 16.50 Uhr ab Doberlug-Kirchhain nach Finsterwalde. Haltepunkte sind auch Finsterwalde, Massen und Schacksdorf.
Mit diesem kostenpflichtigen Angebot – Fahrkarten gibt es im Zug – werden die Landesausstellung "Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft" in Doberlug-Kirchhain mit der Partnerausstellung "Paul Gerhardt. Leben, Lieder, Legenden" im Kreismuseum Finsterwalde verbunden. Zusätzliche Besucher erhofft man sich auch am Besucherbergwerk F 60. Denn: Anschlusszeiten von und nach Berlin mit dem RE3 sind berücksichtigt.
Zitat "Schipchenbahn" rollt am Sonntag an Ab Mittag erste Pendeltouren zwischen F60 in Lichterfeld und Doberlug-Kirchhain
Lichterfeld/Finsterwalde/Doberlug-Kirchhain Nicht nur in Bahnkreisen wird man von einer Sensation sprechen: Die alte "Schipchenbahn" rollt – nach langen Geburtswehen – jetzt wieder. Am Sonntag lebt ein Traditionszug auf, der einst zu den reichsten Deutschlands gehörte. "Schipchenbahn" rollt am Sonntag an Amtsdirektor Gottfried Richter besitzt eine Aktie der einst reichsten Kleinbahn in Deutschland. Foto: Dieter Babbe
Auf einem Teilstück der früheren Zschipkau-Finsterwalder Eisenbahn, die vor 127 Jahren feierlich eingeweiht wurde und die kurz nach der Wende den Betrieb völlig eingestellt hat, rollen jetzt wieder regelmäßig Züge. Am kommenden Sonntag pendelt erstmals ein Personenzug zwischen Lichterfeld, Finsterwalde und Doberlug-Kirchhain hin und her – der auch zur Mitfahrt einlädt.
Damit wird ein Projekt Wirklichkeit, das in den Massener Amtsstuben seinen geistigen Vater hat: Amtsdirektor Gottfried Richter schiebt bereits seit 2003 daran, damit die frühere bedeutende Industriebahn, deren 20,5 Kilometer langes Gleis zur Lebensader für die vielen Kohlegruben und Brikettfabriken wurde, wieder in Gang kommt. Der Wirtschaftsförderer will Investoren nicht nur per Straße und Flugzeug, sondern künftig auch über die Schiene ins Gewerbegebiet holen – wenngleich bisher erst das Unternehmen Voestalpine den Gleisanschluss regelmäßig nutzt. Ein anderer angekündigter großer Investor auf dem Lausitz-Flugplatz, der den Bahnanschluss nutzen wollte, ging in die Insolvenz.
Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Finsterwalde, die nach langen Diskussionen im Schloss Miteigentümer der Strecke wurde. Erstes Ziel ist: Mit der bevorstehenden Landesausstellung in Doberlug soll die Finsterwalder-Sallgaster-Industriebahn, wie sie offiziell heißt, zunächst vor allem Touristen transportieren. Die können regelmäßig zwischen Doberlug-Kirchhain und Lichterfeld pendeln – aus Kostengründen nur sonntags und erstmals zu Pfingsten nach einem regulären Fahrplan. Die Abfahrtszeiten: 11 Uhr ab Finsterwalde nach Doberlug-Kirchhain; 11.20 Uhr ab Doberlug-Kirchhain nach Lichterfeld; 15.30 Uhr ab Lichterfeld nach Doberlug-Kirchhain und 16.50 Uhr ab Doberlug-Kirchhain nach Finsterwalde. Haltepunkte sind auch Finsterwalde, Massen und Schacksdorf. Den Bahnverkehr übernimmt das Eisenbahninfrastrukturunternehmen Torsten Ratke Officeconsult. Gefahren wird mit Triebwagen des Lausitzer Dampflokclubs. Das Fahrzeug bietet Platz für 40 Personen, bei Bedarf kann die Zahl verdoppelt werden, so heißt es. Mit diesem kostenpflichtigen Angebot – Fahrkarten gibt es im Zug – werden die Landesausstellung "Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft" in Doberlug-Kirchhain mit der Partnerausstellung "Paul Gerhardt. Leben, Lieder, Legenden" im Kreismuseum Finsterwalde und der Liegende Eiffelturm in Lichterfeld miteinander verbunden – wovon sich alle zusätzliche Besucher erhoffen. Dazu sind auch die Anschlusszeiten von und nach Berlin mit dem R3 beim Fahrplan berücksichtigt worden.
Nach der Einweihung des neu gebauten Bahnsteiges in Lichterfeld am Klinkerwerk Muhr unweit der F60 und der ersten Fahrt mit Offiziellen am kommenden Sonntagvormittag steht der Zug schon an dem Tag für eine Probefahrt der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dieter Babbe
Historischer Zug zwischen Doberlug-Kirchhain und Lichterfeld fährt jetzt jeden Sonntag
Lichterfeld Lichterfeld am gestrigen Sonntag, 10.32 Uhr, neuer Bahnhof Klinkerwerk Muhr: Das erste Mal nach 47 Jahren setzt sich offiziell wieder ein Personenzug auf einem Teilstück der Zschipkau-Finsterwalder Eisenbahn in Bewegung. "Ich bekomme richtige Gänsehaut", gesteht Hans-Christoph Thiel – und nicht nur er genoss den ganz besonderen Moment.
"Ich bekomme richtige Gänsehaut!" Jörg Gampe, Gottfried Richter, Ditmar Gurk, Bodo Broszinski (v.l.) in bester Stimmung bei der Einweihung der neuen Bahn. Foto: Dieter Babbe
Der Professor für Eisenbahnwesen an der BTU Cottbus-Senftenberg hat mit seinen Studenten maßgebliche Vorarbeit für die Wiederbelebung von Deutschlands einst reichster Privatbahn geleistet. Die vorgelegte Studie macht deutlich, dass eine Bahn zwischen Finsterwalde und Sallgast nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Tourismus in der Region ankurbeln kann. Das Amt Kleine Elster, die Stadt Finsterwalde und die Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf haben daraufhin ein Gemeinschaftswerk geschmiedet, das jetzt die bevorstehende Landesausstellung in Doberlug, die Sängerstadt und die F 60 auf der Schiene miteinander verbindet. Auf der Sallgaster-Finsterwalder Industrieeisenbahn, wie die „Schipchen“ jetzt heißt, setzte sich am Sonntag vor der Kulisse des Besucherbergwerkes und den Augen zahlreicher Besucher erstmals ein Personenzug in Bewegung – zunächst nur mit geladenen Gästen. Zuvor hatten Amtsdirektor Gottfried Richter vom Amt Kleine Elster und die Bürgermeister Jörg Gampe und Ditmar Gurk aus Finsterwalde bzw. Lichterfeld-Schacksdorf den neuen Bahnsteig eröffnet und die Fahrt freigegeben.
18 Kilometer fuhr der moderne Triebwagen über Finsterwalde, wo die vier traditionellen Sänger zustiegen, bis nach Doberlug-Kirchhain, wo Bürgermeister Bodo Broszinski im Gewand König August des Starken den Zug auf dem Bahnhof begrüßte und sich zur Rückfahrt nach Lichterfeld einladen ließ. Zugestiegen waren hier auch die ersten Reisenden aus Berlin. „Wir hatten im Internet von der Bahnfahrt erfahren und wollten bei der Gelegenheit den Stahlriesen kennenlernen“, waren Norbert und Ulrike Bücking aus Berlin-Reinickendorf mit ihren drei Kindern voller Vorfreude.
Gänsehaut bekam am Sonntag auch Erhard Görtz aus Finsterwalde. Der 64-Jährige war 1983 der erste Lokführer, der bei der Erschließung des Tagebaues Klettwitz-Nord, wo jetzt der Bergheider See entsteht, auf der Strecke der Schipchenbahn unterwegs war –„und ich habe 1993 die letzte Lok gefahren“, erinnert er sich – bevor er am Sonntag an der ersten noch kostenlosen Schnuppertour auf seiner altbekannten Strecke teilnahm.
Vom kommenden Pfingstwochenende an lädt der Finsterwalder Bahnunternehmer Torsten Ratke bis Oktober jeden Sonntag zu Pendeltouren mit der historischen „Ferkeltaxe“, wie die Triebwagen einst genannt wurden, weil damals auch Vieh transportiert worden ist, zwischen Doberlug-Kirchhain, Finsterwalde und Lichterfeld ein. Start ist immer um 11 Uhr in Finsterwalde, Abfahrt in Doberlug-Kirchhain 11.20 Uhr und Finsterwalde 11.40 Uhr, Ankunft in Lichterfeld um 12.20 Uhr. Die Rückfahrt erfolgt in Lichterfeld um 15.30 Uhr über Finsterwalde (ab 16.20 Uhr), Doberlug-Kirchhain (ab 16.50 Uhr) und Finsterwalde (an 17 Uhr). Haltepunkte sind außerdem in Massen und Schacksdorf.
Eine Fahrt kostet für Erwachsene für die komplette Strecke zwischen Doberlug-Kirchhain und Lichterfeld sieben Euro, von Finsterwalde nach Lichterfeld vier Euro. Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren zahlen den halben Preis, Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos mit. Die Fahrkarten werden im Zug bezahlt. Dieter Babbe