Potsdam Die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg) ist sauer auf ihren Berliner Zulieferer Stadler. Wie das rbb-Fernseh-Magazin Brandenburg Aktuell am Mittwoch berichtete, ist der Berliner Schienenfahrzeug-Hersteller mit der Lieferung von 16 bestellten Regionalzügen im Verzug.
Zudem fehlten auch noch die Zulassungen des Eisenbahn-Bundesamtes. Das Unternehmen zeigte sich verärgert über die Verzögerungen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember könne das Unternehmen die Strecken RE 2 von Cottbus über Berlin nach Wismar und RE 4 von Stendal nach Jüterbog nicht wie geplant mit eigenen Zügen übernehmen. Dennoch werde die Odeg alles versuchen, für die täglich etwa 10 000 Reisenden dort ein Angebot bereit zu halten. pm/sm
Zitat Odeg startet mit Notfallplan Ab Dezember fahren zwischen Cottbus und Berlin nur Ersatzzüge
Cottbus Mit Beginn des Winterfahrplanes am 9. Dezember wird die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) nicht wie vorgesehen mit neuen Zügen auf der Strecke zwischen Cottbus und Berlin verkehren. Die beim Schweizer Unternehmen Stadler bestellten Fahrzeuge werden nicht rechtzeitig fertig. Odeg bastelt an einem Notfallplan.
Komfortabel, innovativ und spurtstark. So wurden noch vor wenigen Wochen die vierteiligen Doppelstocktriebzüge angepriesen, die künftig zwischen Cottbus und Berlin unterwegs sein sollen. Jetzt steht fest: Die Züge werden nicht rechtzeitig fertig.
Das Schweizer Unternehmen Stadler habe Lieferrückstände, sagt Odeg-Sprecher Arnulf Schuchmann. Insgesamt 16 Züge vom Typ KISS hat die Odeg bestellt. Neun sollen erst gebaut worden sein. "Bei uns angekommen sind noch keine, wir verfügen nur über ein Schulungsfahrzeug und sind an einem zweiten dran", ergänzt Schuchmann. Probleme gibt es auch bei der Zulassung der neuen Fahrzeuge. Das Verfahren beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ist noch nicht abgeschlossen. "Das Eisenbahn-Bundesamt hat mit der Firma Stadler einen Zeitplan für die Vorlage der noch ausstehenden Sicherheitsnachweise vereinbart und es hält entsprechende Kapazitäten vor", sagt EBA-Sprecherin Heike Schmidt. "Sobald die Unterlagen entscheidungsreif vorliegen, wird auch das EBA seinen Beitrag leisten, damit die neuen Züge wie geplant eingesetzt werden können." Die Firma Stadler hat sich auf RUNDSCHAU-Anfrage nicht geäußert.
Was bedeutet das nun für die Cottbuser Bahnreisende, die nach Berlin fahren wollen? "Wir grasen derzeit ganz Mitteleuropa nach Ersatzfahrzeugen ab", sagt Odeg-Sprecher Arnulf Schuchmann. So ist es nicht ausgeschlossen, dass die Fahrt in die Hauptstadt mit einem bunt zusammengewürfelten Fahrzeug-Mix erfolgt. Bahnfans haben jedenfalls dieser Tage die Odeg schon bei Test- und Schulungsfahrten beobachtet, bei denen Wagen verschiedener Halter zum Einsatz gekommen sind. Sogar Fotos von der Ersatzgarnitur kursieren bereits im Internet. Schuchmann bestätigt entsprechende Fahrten. Allerdings stünde erst in zwei Wochen fest, wie das Ersatzkonzept für die Strecke Cottbus–Berlin aussieht. Erst dann wird es auch Aussagen darüber geben, wie lange der Übergangszug für die Fahrt in die Hauptstadt braucht. Wahrscheinlich werden die gerade erst eingeführten Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometer dann nicht mehr zu erreichen sein. Die angestrebte Zeitersparnis wäre damit wieder futsch. Beim Potsdamer Infrastrukturministerium ist man alles andere als glücklich über die aktuelle Entwicklung. "Das gefällt uns auch nicht", sagt Sprecher Lothar Wiegand. Schließlich sei die Bahnstrecke für viel Geld ausgebaut worden, damit sich die Fahrzeit zwischen Cottbus und Berlin verringere. Wiegand verweist außerdem auf die Verpflichtungen, die die Odeg mit der gewonnenen Ausschreibung übernommen hat. "Danach müssen am 9. Dezember neue Züge auf der Strecke sein", so Wiegand. Würden bestimmte Qualitätsanforderungen wie zum Beispiel Barrierefreiheit oder Sitzplatzangebot nicht eingehalten, drohten dem Betreiber Strafzahlungen. "Für Schlechtleistung gibt es Abzüge", sagt Wiegand.
Aufgrund der aktuellen Probleme rücken andere Schwierigkeiten ein wenig in den Hintergrund. So klagen Pendler seit Monaten über teils massive Verspätungen und überfüllte Züge. In dieser Frage sei zuerst der Betreiber in der Pflicht – ob er nun Deutsche Bahn oder Odeg heiße, sagt Lothar Wiegand. "Wenn es allerdings regelmäßig zu Verspätungen kommt, dann schalten wir uns ein", so der Ministeriumssprecher. Zunächst einmal müsse man der Odeg aber die Möglichkeit geben, die Probleme in den Griff zu bekommen. "Wenn der Betreiber sieht, die Wagen sind regelmäßig zu voll, dann muss er reagieren", sagt Wiegand. Die Takte zu verkürzen, sei dabei die schlechtere, weil teurere Variante. Einen zusätzlichen Wagen anzuhängen müsse hingegen möglich sein. "Wir freuen uns, wenn die Wagen voll sind – sie sollten nur nicht ständig so überfüllt sein, dass die Fahrgäste stehen müssen", betont Lothar Wiegand.
Zum Thema: Im Juli 2009 hatte die Odeg in der Ausschreibung der Länder Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern vier neue Linien mit einem Umfang von sieben Millionen Kilometern pro Jahr gewonnen. Die Verkehrsleistung war durch die Länder neu vergeben worden. Den Zuschlag bekam die Odeg auch für die von der Deutschen Bahn betriebene Regionalexpresslinie 2 Cottbus–Wismar. Am 9. Dezember erfolgt der Wechsel. Sven Hering
Zitat Cottbus: Die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg) übernimmt zwar ab Dezember die Regionalexpresslinie RE 2 von Cottbus nach Berlin, wird auf der Strecke aber zunächst weiterhin mit den Zügen des Konkurrenten, der DB Regio AG, unterwegs sein. Darüber informierte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Dienstag.
„Für den Reisenden ändert sich also erst einmal nichts“, betonte VBB-Sprecherin Elke Krokowski. Sie geht davon aus, dass die Züge der Deutschen Bahn bis voraussichtlich März 2013 im Einsatz sein werden. Damit ist der Notfallplan der Odeg vom Tisch, auf der Strecke zwischen Cottbus und Berlin vorübergehend veraltete Züge einzusetzen. Dieser hätte auch dazu geführt, dass die Zeitersparnis von 20 Minuten nach dem Ausbau der Strecke hinfällig gewesen wäre. Hintergrund ist die verzögerte Zulassung der 16 neuen Doppelstocktriebzüge der Stadler Waggonfabrik in Pankow. Die Verpflichtung der DB Regio als Subunternehmer ab dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember wurde unter anderem möglich, weil Teile der von der Bahn betriebenen Verbindung Berlin – Rostock zurzeit wegen Streckenrenovierung gesperrt sind. pk