ZitatMuseum in neuem Glanz Einrichtung in Lübbenau muss keinen Vergleich scheuen
Lübbenau Das Spreewaldmuseum in Lübbenau erstrahlt in neuem Glanz – innen wie außen. Es markiert zudem den Endpunkt des Streits um den Standort für die Spreewaldlok. Am 31. März öffnet es für die Besucher.
Vergleiche muss das neue Spreewaldmuseum in Lübbenau offenbar nicht scheuen. Zumindest aber muss es diese über sich ergehen lassen. Bürgermeister Helmut Wenzel nahm bei der offiziellen Eröffnung eine Anleihe beim neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck: "Was für ein schöner 20. März", sagte Wenzel. Überschwang oder Stolz trieben das Stadtoberhaupt dann mit Blick auf die Spreewaldlok und den Jahre andauernden Streit darum zu ganz anderen Höhenflügen. Die Mona Lisa sei auch nicht in Paris entstanden, die Nofretete nicht in Berlin, und doch zieren beide Schönheiten zwei der bekanntesten Museen der Welt. Die Lübbenauer "Mona Lisa", die Schönste aller Schönen, hörte bislang auf den eher schnöden Namen Nr. 995703. Wenzel erinnerte daran, dass der Landkreis Lok und Wagen der Spreewaldbahn, die von Lübbenauern vor dem Schrott gerettet worden waren, an einen Gastwirt in Burg abgeben wollte. Dagegen sei erfolgreich protestiert worden. Nun haben die "unersetzlichen Zeugnisse der Verkehrsgeschichte des Spreewaldes" einen Heimatbahnhof in Lübbenau, auch wenn die Züge nie durch die Stadt fuhren.
Die Lok ist aber nur ein Glanzstück des neuen Museums. Kleinod, Markenzeichen, Heimatbahnhof, dazu Attribute wie wunderbar, sensationell, fantastisch, überraschend, gelungen, sehenswert, genial. Der Wortschatz der Eröffnungsbesucher am Dienstagabend war schnell ausgereizt, und fast alle hatten das gleiche Lob auf den Lippen.
Den Museumsleuten um Direktor Stefan Heinz ist eine Symbiose gelungen aus Kaufhaus, Kneipe und Handwerkerstuben mit dem Bahnhof im Anbau – ein Fundus für Entdecker und Erinnerer. Es gibt einen Kaufmannsladen, eine original Kohl'sche Kürschnerwerkstatt aus Lübbenau, eine Drogerie, die einst in Senftenberg stand. Schuhmacher sind zu finden, Trachtenschneiderei, Leineweber. Auf dem Kneipentisch des "Deutschen Haus" liegen Skatkarten. Es gibt alte Postkarten und Stummfilme, es gibt einen Museums-Setzkasten und zwei Räume mit Spreewald-Gemälden der Kunstsammlung Lausitz. Ein Film zeigt den Aufbau der Neustadt samt Schranken – ein feiner Übergang in den Anbau, in dem man durch den Wagen gehen und sich in die Holzklasse setzen kann. Und der Traum jedes Jungen wird wahr – einmal auf der Nr. 995703 als Lokführer stehen.
"Wir brauchen Orte und Gelegenheiten, in das Vergangene abzutauchen und das Alte erzählen zu lassen", sagte Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos). "Hier kann man Wertvolles neu erfahren." 836 000 Euro haben sich Land, Landkreis Oberspreewald-Lausitz und Stadt Lübbenau den Um- und Anbau kosten lassen. "Der Bau", so Kunst, habe "kultur-touristisches Potenzial und ist identitätsstiftend". Landrat Siegurd Heinze (parteilos) dankte Geldgebern, den Abgeordneten in Kreistag und Stadtverordnetenversammlung, den Planern, dem Architekten Peter Berger und den Bauleuten, den Mitarbeitern in den Verwaltungen und den Nachbarn des kreiseigenen Museums. "Lübbenau 21 ist etwas anderes als Stuttgart 21. Die Bürger wollten etwas erhalten und sie haben es bekommen." Ein durchsaniertes Haus in neuen Farben, mit neuem Beleuchtungskonzept, mit einem modernen Museumsladen und mit einem Fahrstuhl, der das Museum erstmals für Behinderte zugänglich macht. Wenn das Museum künftig so viele Besucher hat wie es zur Eröffnung mit Superlativen überhäuft wurde – dann muss einem um seine Zukunft nicht bange sein.
Jan Gloßmann
Erstmals befindet sich der Museumsgepäckwagen über der Lok: