ZitatZweifel an Crinitzer Bahnhofsplänen Crinitz Seit vielen Jahren baggert er um den leer stehenden Crinitzer Bahnhof. Doch die Deutsche Bahn will ihn nicht an Uwe Schmidt verkaufen. Im vorigen Jahr tat sie es doch. In der Gemeinde ist man nicht glücklich über den neuen Bahnhofsbesitzer.
Uwe Schmidt war vor und nach der Wende beim Altstoffhändler SERO beschäftigt und hat auf dem Crinitzer Bahnhof Schrott verladen. „In den Bahnhof war ich schon immer verliebt“, sagt der 59-Jährige. Als er ihn in den 90er Jahren von der Deutschen Bahn kaufen wollte, hieß es: „Sie sind der erste Interessent, Sie bekommen Bescheid.“ Ein Jahr später bekam er Bescheid: Eine halbe Million wollte die Bahn damals. Im vorigen Jahr ging der Kauf über die Bühne – für ganze 2800 Euro erhielt der Lübbenauer den inzwischen verwahrlosten Denkmalbau. Seit wenigen Tagen lebt er sogar hier, wo einst der Rangiermeister seine Wohnung hatte.
Uwe Schmidt hat viel vor mit dem Bahnhof in Crinitz. In der Fantasie sieht er bereits Züge voll mit Touristen auf dem Bahnsteig halten – der ihm gar nicht gehört. Der Niederlausitzer Museumseisenbahnerverein habe ihm die kostenlose Nutzung gestattet, „dafür hat der Verein von mir das Wegerecht zur Straße bekommen“. An Wirtschaftsminister Rösler und Finanzminister Schäuble habe er Briefe geschrieben, sie sollten veranlassen, die abgerissene Bahnbrücke in der Kirchhainer Straße in Finsterwalde wieder zu errichten und so die Schienenverbindung zwischen der Sängerstadt und dem Töpferdorf wieder herzustellen – Antworten seien noch nicht eingegangen.
Touristen in Schlafwagen
Bereits in diesem Jahr soll die alte Bahnhofsgaststätte wieder in Betrieb gehen. Nach und nach will Uwe Schmidt seine weiteren Pläne verwirklichen – aus der Lagerhalle eine Sauna mit Massageabteil und aus den Wohnungen Pensionszimmer einrichten. Außerdem könnten die vielen Touristen in Schlafwagen übernachten, die er auf den Abstellgleisen abstellen will. Bezahlen will der Hartz-IV-Empfänger das alles mit den Erlösen seines Fährbetriebes im Spreewald. „Bis zu 40 000 Euro verdient man als Kahnfährmann in einer Saison, im Schnitt aber wenigstens 25 000 Euro“, wisse er aus Erfahrung. Pech nur: Im vorigen Jahr hat Uwe Schmidt seine Gewerbeerlaubnis verloren – er habe Fahrgäste in einem illegalen „schwarzen Hafen“ angeheuert und keine Steuern bezahlt, sagt er selbst. Und Helmut Wenzel, Bürgermeister in Lübbenau, bestätigt das auf LR-Anfrage. „Herr Schmidt hat Krankenkassenbeiträge nicht bezahlt und seinen Kahn einfach in der Natur angelegt, was verboten ist.“ Uwe Schmidt sieht es als Behördenwillkür, wenn ihm der Broterwerb genommen wird. „Ich habe an Ministerpräsident Platzeck geschrieben – bis Ostern will Potsdam mir wieder meine Gewerbeerlaubnis zurück geben“, vertraut der Ex-Kahnfährmann auf den ersten Mann im Land.
Zunächst muss er allerdings zusehen, wie er die Löcher im Bahnhofsdach dicht bekommt, wo es an etlichen Stellen reinregnet. Das Jobcenter habe ihm zugesagt, die Kosten für den Dachdecker zu übernehmen. Auch mit Fördergeld rechnet der neue Bahnhofsbesitzer – schließlich stehe das Bauwerk unter Denkmalschutz und müsse erhalten bleiben.
Gemeinde ist skeptisch
In der Gemeinde ist man äußerst skeptisch, was die Realisierbarkeit der Vorhaben von Uwe Schmidt betrifft. „Der Mann hat fixe Ideen und kein Geld – das wird nichts“, ist sich Bürgermeister Horst Hofmann sicher. „Uwe, versuche den Bahnhof dringend wieder loszuwerden“, habe der Bürgermeister ihm den guten Rat gegeben.
Doch Uwe Schmidt denkt nicht daran. „Wenn die Brücke in Finsterwalde nicht kommt, hole ich die Besucher mit meinen Oldtimern aus dem Spreewald nach Crinitz“, sagt Schmidt – und zeigt auf einen klapprigen Barkas, Baujahr 65. „Davon habe ich noch eine Armeeausführung.“
Zum Thema:
Zum Bahnhof Der Bahnhof Crinitz ist mit der Fertigstellung der Strecke Finsterwalde-Luckau im Jahre 1911 in Betrieb gegangen. Er war der größte von fünf Bahnhöfen an der Strecke – mit Güterbahnhof, Gaststätte, anfangs mit Bahnmeisterei. Am 21. April 1945 sprengte die Wehrmacht die Brücke in der Sonnewalder Straße in Finsterwalde und beendete so den Zugverkehr vorerst. 1947 sind die Gleise zwischen Crinitz und Luckau demontiert worden, 1948 wurde der Bahnbetrieb bis Crinitz wieder aufgenommen. 1968 war jedoch erneut Schluss mit dem Personenverkehr.