Dieses Jahr war es oft Thema in den Nachrichten: Häufige Unfälle auf der Schiene. Dazu gehörten Entgleisungen, Zusammenstöße mit Autos an Bahnübergängen, aber auch Kollisionen von Zügen. Auch am heutigen Donnerstag gibt es wieder eine Störung auf der Strecke nach Österreich, wo eine Lokomotive die Oberleitung abgerissen hat. Anlässe genug, nach aktuellen Unfallzahlen zu fragen und sich den Zustand der Gleisanlagen einmal näher anzusehen.
Die Zahlen sind erschreckend: 17 ernste Eisenbahnunfälle seit Jahresbeginn in der gesamten Republik. In den Jahren 2010 und 2009 belief sich die Zahl der Unfälle auf jeweils nur drei. Verkehrsminister Pavel Dobeš ist die Zunahme der Unfälle durchaus bewusst:
„Das ist tatsächlich ein sehr negativer Trend. Wir wollen dem eine systematische Lösung entgegenstellen, die im Jahr 2012 die Unfallhäufigkeit senken soll.“
Laut dem tschechischen Fernsehen handele es sich meistens um technische Mängel und um Versäumnisse beim Unterhalt der Strecken. So sollen auf etwa 3000 Kilometern die Schrauben locker sein, mit denen die Gleise auf den Schwellen befestigt werden. Und es soll angeblich auch zu Unregelmäßigkeiten bei Kontrollgängen gekommen sein. Die Verantwortung dafür weißt Ivan Jágr von der Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur jedoch von sich:
„Die Verfehlungen einzelner Angestellter können wir nicht verantworten und sie stören nicht das System. Das System ist gut eingespielt und obwohl es seit langer Zeit gut funktioniert werden wir nun eine Revision der betreffenden Vorschriften durchführen um zu gucken, ob hier alles in Ordnung ist.“
Der Operinspektor des Eisenbahnaufsichtsamts, Josef Dvo?ák verortet das Problem eher in der Haushaltspolitik der letzten Jahre:
„Das Problem ist offensichtlich, dass der gesamte Apparat zu wenig Geld hat. Darunter ächzen derzeit alle überall. Hinzu kommt die Überlastung der Angestellten, die von einer unaufhörlichen Reduzierung der Mitarbeiter ausgeht. Zusammen bildet das einen tödlichen Cocktail und das Ergebnis ist ein Anstieg von ernsthaften Zwischenfällen.“
Der Generalinspektor des Eisenbahnaufsichtsamts, Roman Šigut, bittet um Zeit für Ermittlungen, denn vorher könne man keine definitiven Auskünfte geben, warum es zu einer solchen Häufung von Unfällen gekommen sei:
„Was den Anstieg bei den Unfällen verursacht hat, werden wir erst nach der Untersuchung aller Unfälle zu Ende des Jahres bewerten können.“
Vorsorglich hat nun die Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur angekündigt, für das Jahr 2012 mehr Geld für den Unterhalt der Eisenbahntrassen auszugeben.