ZitatHeute rollt der erste Autozug Falkenberg/Elster wird zur Drehscheibe des Automobiltransports. Der europäische Marktführer in diesem Segment, die BLG Autorail GmbH, will nach eigenen Angaben zwischen 550 000 und 600 000 Fahrzeugen im Jahr 2012 auf der Schiene befördern. Der ehemalige obere Rangierbahnhof soll dabei zum Drehkreuz zwischen den Produktionsstätten in Osteuropa und sieben Zielorten, darunter die deutschen Seehäfen, sein.
In den späten Nachtstunden des heutigen Mittwoch wird der erste sogenannte Gruppenzug, komplett beladen mit Fahrzeugen der Marke Volkswagen, aus dem Werk im slowakischen Bratislava einrollen und damit die neue Ära auf dem oberen Rangierbahnhof in Falkenberg einläuten. Weitere Autozüge werden dazu kommen, denn immer mehr asiatische Firmen lassen ihre Fahrzeuge an Standorten in Ost- und Südosteuropa, unter anderem in Tschechien, der Ukraine, der Slowakai, in Slowenien und Rumänien produzieren. Die Autorail GmbH ist heute bereits Transportpartner für Volkswagen, Audi, Skoda, Hyundai und Kia. Wie Gerald Binz, geschäftsführender Gesellschafter der BLG Autorail GmbH, in einer Mitteilung erklärt, habe das Unternehmen den ehemaligen Rangierbahnhof der Deutschen Reichsbahn in Falkenberg gekauft, „um den Kunden Lösungen für die aufwendige Zwischenlagerung in den Werken anbieten zu können“. Der Bahnhof verfügt über eine Gleiskapazität von 18 Kilometern Länge. Von Falkenberg aus werden Züge von den Produktionsstandorten direkt zu sieben Zielorten, darunter die Seehäfen in Rotterdam, Emden, Bremerhaven, Cuxhaven, Hamburg und Lübeck, als auch zu den Binnenterminals in Duisburg, Rackwitz, Hamburg und Creutzwald (Frankreich) rollen. Darüber hinaus sollen in Falkenberg Züge auch völlig neu zusammengestellt werden. Um Grenzaufenthalte zu vermeiden, werden Züge künftig direkt nach Falkenberg durchfahren. In der Gegenrichtung sollen beladene und leere Züge zu den Terminals nach Tschechien, in die Slowakai, nach Österreich, Ungarn und Rumänien rollen. Darüber hinaus soll ostdeutschen Produzenten angeboten werden, diese Transportkapazitäten zu nutzen.
Autorail will zehn Millionen Euro am Standort investieren, die Bahn erklärte, die gleiche Summe draufzupacken. Geplant ist ab Herbst 2012 der Bau einer Waggonwerkstatt mit Radsatzaufbereitung.
PM der Lausitzer Rundschau nochmals am 29.10.11 dazu als Ergänzung:
ZitatRangierbahnhof Falkenberg für Autotransporte eröffnet
Falkenberg: Mit großem Bahnhof ist am gestrigen Freitag auf dem oberen Rangierbahnhof in Falkenberg der neue Standort der BLG AutoRail GmbH in Betrieb genommen worden. Zehn Millionen Euro investiert das Unternehmen inklusive Bau einer neuen Waggonwerkstatt zur Radsatzaufbereitung bis zum Jahr 2013. 50 Arbeitsplätze sollen entstehen. Dafür sind aber auch kommunale Investitionen notwendig. Der Weg ist frei: Michael Wuth, Leiter Vertrieb und Fahrplan der BD Netze, Gerald Binz als Vorsitzender der Geschäftsführung der BLG AutoRail GmbH, Manfred Kuhr, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BLG Logistik Group AG & Co. KG sowie die Bürgermeister Herold Quick (Falkenberg) und Andreas Claus (Uebigau-Wahrenbrück, von links) eröffneten das Rangierzentrum. Foto: Frank Claus 29. Oktober 2011
Für Steffen Bordihn ist der Tag ein ganz besonderer. Er steht im Führerstand der Lok, die den ersten mit VW und Audi voll beladenen Zug an den Ehrengästen vorbei rangiert. Noch am Abend wird er weiterfahren – vom slowakischen VW-Werk in Bratislava über Falkenberg nach Bremerhaven. Von dort aus gehen die Touareg mit Hochseeschiffen ins Reich der Mitte. Seit 1985 ist Bordihn bei der Bahn, die damals noch Reichsbahn hieß. Er begann als Schlosser und schulte zum Lokführer um. Den Niedergang des Standorts Falkenberg hat er hautnah miterlebt, musste sich weiter entfernt Jobs suchen und wechselte sogar die Branche. „Jetzt bin ich froh, nach zwölf Jahren auswärtiger Tätigkeit wieder hier arbeiten zu dürfen“, sagt der Falkenberger.
Mit ihm strahlen viele altgediente Eisenbahner und Kommunalpolitiker, wie die beiden Bürgermeister Herold Quick (Falkenberg) und Andreas Claus (Uebigau-Wahrenbrück). Auch wenn der Bahnstandort sicher nie wieder 2300 Leute, wie noch zu Wendetagen beschäftigen wird, macht die Investition Mut. Rund 150 Bahnmitarbeiter gibt es, Railtec wird nach eigenen Angaben weitere 50 Stellen schaffen, unter anderem in einer Werkstatt. Falkenberg wird zu einer Drehscheibe im Automobiltransport werden, bekräftigen auch Manfred Kuhr, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der BLG Logistik Group AG & Co.KG, und Gerald Binz, geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der BLG AutoRail GmbH.
550 000 bis 600 000 Fahrzeuge will das Unternehmen im Jahr 2012 transportieren. Gut 40 Züge werden künftig pro Woche über Falkenberg rollen, entweder direkt in Richtung der sieben Zielorte oder als völlig neu in Falkenberg zusammengestellte Züge. In umgekehrter Richtung bringen die Züge aus Emden unter anderem Importe aus brasilianischer Produktion mit, die nach Österreich und Tschechien sowie in die Slowakei und nach Ungarn gehen. Bis zum Jahr 2013 will die BLG ihren Waggonpark von jetzt 700 auf knapp 1300 aufstocken und dafür 170 Millionen Euro in die Hand nehmen. Schon jetzt fahre AutoRail mit den höhenflexibel verstellbaren Wagen der Konkurrenz ein Stück voraus, zeigt sich das Unternehmen selbstbewusst.
Der Standort in Falkenberg soll einen weiteren Vorsprung bringen. Die jetzt üblichen Standzeiten von bis zu sieben Stunden auf dem Bahnhof Bad Schandau an der Grenze zu Tschechien sollen entfallen, da die Züge künftig bis Falkenberg durchfahren und erst dort neu zusammengestellt werden sollen. Noch etwas lockt die Automobilindustrie an: Die Autohersteller haben in ihren Werken nur begrenzte Abstellgleise für ihre Fahrzeuge. In Falkenberg verfügt AutoRail, dort wurde die Firma RailTec gegründet, über ein 18 Kilometer langes Schienennetz, das die Kapazität für ein neues Großlager für die Automobilindustrie hat. Die muss damit nicht mehr zwischenlagern und warten, bis ein Ganzzugvolumen zusammengestellt ist, sondern kann täglich verladen und abfahren lassen.
„Im April/Mai erwarten wir einen Sonderzug mit namhaften Vertretern der Automobilindustrie, denen wir die Entwicklungen in Falkenberg vorstellen werden“, so RailTec-Geschäftsführer Michael Breuer. Davon erhoffe sich das Unternehmen weitere Effekte. Schon jetzt gebe es Anfragen von Firmen, die die Waggon- und Radsatzaufbereitung nutzen wollen.
Land, Kommune und Landkreis haben in diesem Punkt auch Hausaufgaben zu machen. Die Waggonwerkstatt entsteht unweit der Kirschenallee in Uebigau. Zufahrtstraße soll der jetzige Feldweg vom Bahnübergang Uebigau aus werden. Die Beiersdorfer Straße müsste dringend für den Lkw-Verkehr fit gemacht werden. Drei Lkw pro Tag werden nach jetzigen Planungen die Radsätze und Zubehörteile in die Werkstatt bringen.